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Schüler des César-Franck-Athenäums nahmen am 11. Internationalen Jugendtreffen in der Gedenkstätte Flossenbürg teil

Im Laufe des Schuljahres 2008 – 2009 befassten sich verschiedene Klassen des CFA-Kelmis mit dem schwierigen Thema: „Nazizeit: das nationalsozialistische Unrechtsregime“.
Mit der Unterstützung von GrenzGeschichteDG, entstand ein ganzjähriges Schulprojekt.
Unter Anwesenheit des Ministerpräsidenten der Deutschsprachige Gemeinschaft, Herrn Karl-Heinz Lambertz wurde das Projekt und auch die hierbei entstandenen Schülerarbeiten am 29. April 2009, am Tag der offenen Tür der Schule, vorgestellt. Einer der Höhepunkte im Projektverlauf war sicherlich  die Begegnung mit Herrn Charles Dekeyser, Überlebender verschiedener Konzentrationslager und Zeitzeugen in der Schule. Im Anschluss zu dieser Unterrichtseinheit lud Herr Dekeyser die engagierten Schüler zu einem internationalen Jugendtreffen in der Gedenkstätte Flossenbürg ein, das alljährlich zusammen mit dem Treffen der ehemaligen Häftlinge stattfindet. Unter Leitung von Frau Marita Jenniges, die das Projekt initiiert hatte, fuhren dann am 24. Juli 2009 sieben Schülerinnen und Schüler, namentlich: Noel Bielders, Tim Krebs, Yannick Köhler, Marco Meyer, Selina Notermans, Rachel Vanaschen, Tamara Wilden nach Bayern um an dieser einmaligen Veranstaltung  teilzunehmen. Am Bahnhof in Coburg wurden die Kelmiser Delegation von Solange, der Tochter unseres Zeitzeugen erwartet. Herbert Ruland von GrenzGeschichteDG und Achim Nelles von „Kamerateam“ waren ebenfalls anwesend, die Zur Zeit ein ausführliches Filmporträt über Herrn Dekeyser erstellen.
Ein unvergessliches Ereignis
Zum 11. Mal trafen sich in Flossenbürg für eine Woche Jugendliche aus ganz Europa (Belgien, Deutschland, Polen, Tschechische Republik, Ungarn, Ukraine) und jüdische und arabische Israelis. Die ersten drei Tage fanden in einem Zelt vor dem Lager und in einer nahegelegenen Schule statt. Im KZ Flossenbürg, das die Nazis vor Beginn des 2. Weltkrieges errichteten, überlebten von insgesamt 100.000 Gefangenen 30.000 ihren Aufenthalt nicht. Der Besuch diese Ortes war eine einmalige Erfahrung für die jungen Teilnehmer: die Erkundigungen im Lager, das Zusammenkommen mit Zeitzeugen aus verschiedenen Ländern und die Teilnahme am Gedenkakt gemeinsam mit den Überlebenden, ihren Verwandten und Freunden, sowie eingeladenen Gästen aus der  Politik.
Auszüge aus Schülerberichten
Tamara Wilden: …“Am Sonntag, dem 26. Juli 2009, Tag der Gedenkfeier, hatten wir um 13 Uhr ein ergreifendes Zeitzeugengespräch mit Charles Dekeyser im Museum der Gedenkstätte. Die körperlichen und seelischen Folterungen, die dieser ehemalige KZ-Häftling am Ort des Geschehens schilderte, berührten uns zutiefst. Doch was unsere Herzen besonders wahrnahmen, war die Würde dieses Mannes, der im Gegensatz zu dem was wir fälschlich vermuteten, keinen Hass oder Vergeltung verspürte, sondern die Überzeugung übermittelte, dass Frieden in der Welt nur durch Toleranz und Liebe erreicht werden könne. Fortan nahmen wir uns vor, diese Werte auch in unsere Leben einzubauen…Ob es uns gelingen wird, kann uns nur die Zukunft sagen“.
Rachel Vanasschen: …“Der dritte Tag in Flossenbürg war für mich der bewegenste Tag, denn am Nachmittag fand die offizielle Gedenkfeier statt. Jedes Jahr wird zu diesem Anlass ein Land besonders hervorgehoben, dieses Jahr war es Israel. Nachdem der Leiter der Gedenkstätte, Herr Jörg Skribeleit, und wichtige Vertreter des sozialen und politischen Lebens ihre Reden gehalten hatten, trat Herr Samuel Brückner, gebürtiger Kölner und jetzt in Israel lebender ehemaliger Häftling in Flossenbürg ans Rednerpult. Seine Zeitzeugenschilderung war sehr emotional geladen und zeigte abermals in aller Grausamkeit, wozu Menschen fähig waren und leider noch allzu oft sind. Danach wurden die Jugendlichen des 11. Internationalen Jugendtreffens gebeten ihre Rede zu halten. Ich übernahm den französischen Teil. Er lautete: „Heute sollten wir für das, was wir sind und vor allem für das Glück solche Grausamkeiten nicht erlebt zu haben, dankbar sein. Wir haben gesundes  Essen, moderne Kleidung, treue Freunde, eine liebevolle Familie und vor allem unsere Freiheit. Und doch sind wir oft unzufrieden und übersehen bewusst das Elend vieler Menschen auf Erden. Unser ständiges Lamentieren ergibt keinen Sinn. Wir sollten uns eher umschauen, Mitgefühl spenden, und einander helfen, wo immer wir es können“.
Das Ende unserer Rede möchte ich hier ebenfalls angeben: …“Die wichtigste Botschaft für uns ist, wachsam gegenüber dem Bösen auf der Welt zu sein. Wir müssen dieses Böse und alle Arten der Diskriminierung bekämpfen, sobald wir es bemerken und dürfen nicht tatenlos zusehen. Es ist wichtig, den Hass zu stoppen, bevor uns seine Saat über den Kopf wächst. Dieses Jugendtreffen war ein großer Schritt für uns, die eine neue Generation repräsentieren, um zu versuchen, die Welt zu einem sicheren und besseren Platz für alle zu machen. Sie, liebe Zeitzeugen, haben unsere Herzen berührt und wir werden diese wertvolle Zeit, die Sie mit uns verbracht haben, niemals vergessen. DANKE FÜR IHR KOMMEN!“
Jack Terry, ehemaliger Häftling und Präsident des Internationalen Flossenbürg Komitees, dessen Leidensweg das ZDF, das ebenfalls in Flossenbürg anwesend war, in seinem Magazin FRONTAL in der letzten Woche dokumentierte, ergriff als Letzter das Wort und stellte das Vermächtnis der Überlebenden dieser Hölle in gleichsamer Würde wie seine Vorgänger vor.
Zum Schluss trugen die 110 Jugendlichen Kränze auf die ihrer Nationen entsprechenden Gräber in Begleitung der Zeitzeugen und ihrer Angehörigen: Das Bild der würdevollen Ehrerbietung der Überlebenden für ihre verstorbenen Mitgefangenen gehört zu jenen Erfahrungen, die man nicht in Worte fassen kann. Es verweilt als prägende Erinnerung in unsere Herzen.
Ausflüge
Die folgenden Tagesausflüge und Führungen in Coburg und Nürnberg -u.a. das Dokumentationszentrum und das Reichsparteitagsgelände- vertieften das geschichtliche Wissen über die Zeit des Nazismus. Aber nicht nur das Erfahren und Aneignen von historischem Wissen war Mittelpunkt dieser internationalen Jugendbegegnung. Auch das Aufbauen von Beziehungen und Freundschaften zwischen den verschiedenen Nationen war von großer Bedeutung. Gesellige, gemeinsame Mahlzeiten, lange Abende und sportliche Aktivitäten bewiesen, dass die Jugendlichen in einfacher Art und Weise neue Freundschaften schließen konnten, trotz unterschiedlicher Sprache und Kultur.
Freundschaften:
Marco Meyer: „Das Beste an dieser Reise waren die Menschen, die wir dort kennen gelernt haben. Es war sehr interessant zu sehen, wie so viele Jugendliche aus verschiedenen Ländern sich verständigen und miteinander leben, lernen und Spaß haben können. Ich bin sehr dankbar für die neuen Freunde, die ich dort gefunden habe. An dieser Reise war nichts auszusetzen. Es stimmte alles!“
Yannick Köhler: „Die Zeitzeugengespräche waren für mich die emotionalsten Momente der Woche. Man kann einfach nicht erklären, wie das ist! … Ich fand es schön, so viele Jugendlichen aus unterschiedlichen Kulturen und mit verschiedenen Sprachen kennen gelernt zu haben. Da wir auch viel Spaß miteinander hatten, würde ich sofort noch einmal kommen.“
Der letzte Tag des Jugendtreffens stand dann im Zeichen von unterschiedlichsten Workshops: Schwarzlichttheater, Percussion, Masken der Erinnerung, Gospel, Leben – Bäume für die Menschenrechte, Zeitung……
Die letze Nacht wurde viel zu schnell zum Tag. Das Abschied nehmen fiel uns Allen sehr schwer!

 

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