sie sind hier... /

Flossenbürg 2011

Auch in diesem Jahr – nämlich vom 15. bis zum 21. Juli nahmen 10 Schülerinnen und Schüler des 3. und 4. Jahres aus dem CFA-Kelmis am 13. Internationalen Jugendtreffen teil.

Unter dem Leitmotiv: „Weiter blicken“ begegneten die Jugendlichen aus 17 Ländern im Rahmen der Gedenkfeiern in Flossenbürg zahlreichen Zeitzeugen. Die bewegenden Gespräche berührten die Schülerinnen und Schüler oftmals so tief, dass sie völlig sprachlos oder in tiefen traurigen Gedanken den Zeitzeugen gegenüber saßen. Sie empfanden es vor allem als vorbildlich, dass diese Menschen, obwohl Sie so viel Grausamkeit erlebt hatten, weder Hass noch Vergeltung zeigten, sondern ganz im Gegenteil fortwährend den Weg der Toleranz und der Verständigung unter den Völkern in den Mittelpunkt ihrer Zeitzeugenaussagen stellten.

Andere Bewegungsgründe für den Mut jener Zeitzeugen nannte Frau Eva Stichova (geb. 1927, lebt in Tschechien) während eines Schülerinterviews an Ort und Stelle

Schüler: „Was bewegt Sie hierher zu kommen?“

Frau Eva Stichova:

„Da kann ich mehrere Gründe nehmen:

1.Ich werde jedes Jahr von der Gedenkstätte eingeladen. Immer wieder gibt es eine neue Ausstellung oder sogar ein neues Museum.

2.Die Atmosphäre in Flossenbürg, der Austausch von Überlebenden und Jugendlichen empfinde ich als sehr angenehm.

3.Jedes Jahr bin ich froh, dass ich es noch schaffe, nach Flossenbürg zu kommen und die Opfer des Nationalsozialismus zu verehren.

4.Der Nationalsozialismus wollte mich vernichten und in die Knie zwingen. Für mich ist es ein persönlicher Triumph, dass ich kommen kann und somit zeige: Ich bin noch da!

Der wichtigste Grund: Wir sind die letzten Zeugen, die mit Jugendlichen sprechen und Erfahrungen austauschen können. Durch unsere Gespräche möchten wir unseren Beitrag dazu leisten, dass sich dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte nicht wiederholt. Wir müssen etwas gegen die Macht der Gewalt tun.

Das Internationale Treffen der 17 Nationen wurde in Nedensdorf weiter geführt. Dort fanden unter anderem Workshops statt, mit Zielsetzung alle Erfahrungen vom Erlebten während des Aufenthalts in Flossenbürg, all die Gefühle und Eindrücke, die gesammelt wurden, auf ganz besondere Art und Weise festzuhalten.

Im Rahmen eines Schreibarterliers schrieb ein deutscher Jugendlicher folgendes Gedicht:

Es ist nicht der Applaus der Gönner und Anzüge, die Statistik der Toten, Verlorenen oder ein frommes Nie wieder, es ist der Moment, da du mich verständnislos anschaust und auf die Frage, wie viel man zu essen bekam, so ungefähr, den Finger hebst und sagst „Naja, die Scheibe Brot war so dick“, fast überrascht, dass man danach fragt, und später sitzen wir mit den Polen und Tschechen zusammen und singen, und unter den letzten Tropfen des langen Regens fällt mir ein, dass wir früher nicht hier hätten sitzen können, so unwahrscheinlich das klingt.

Verstehen, was damals den Ort bestimmte, dessen Namen du lange Zeit nicht gewusst, bis ein Soldat, ein Beamter, ein Buch dir Jahre später „Flossenbürg“ offenbarte, ein Donnerhall, Flossenbürg, verstehen? Abseits von Zahlen auf blassen Gedenktafeln fragen wir nicht, wie es war, sondern wir fragen dich, wer du bist, in der Hoffnung, dass du mit uns teilst, was du erfahren hast, wie dein Herz schlug am Morgen und wie am Abend, und so viel mehr als „Einhunderttausend“ sagst oder dass es schrecklich war, und dass du uns zum Abschied die Hand reichst und lachst, ehe wir weiterziehen, mit den Israeli zu spielen, ohne auch nur einmal zu denken, man müsste dieses Nie wieder tatsächlich aussprechen.

(Andreas Bode)

 

Wenn Sie nicht möchten, dass ein Foto auf dieser Webseite erscheint, wenden Sie sich bitte an den Webmaster (info@cfa-kelmis.be).