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DER ZUG DER 1000 NACH AUSCHWITZ: REISETAGEBUCH

Die Reise begann am 05. Mai 2012 und endete am 10. Mai 2012, jeweils am Eupener Bahnhof. Am 5. Mai wurden wir alle durch Fahrgemeinschaften unserer Eltern zum Eupener Bahnhof gefahren, und haben dort alle gemeinsam auf den Zug gewartet, der uns bis Lüttich fuhr.

Als wir in Lüttich ankamen, haben wir einige Schüler der Deutschsprachigen Gemeinschaft getroffen. (z. B. Büllingen, St.Vith). In Lüttich gerieten wir dann unfreiwillig in Stress, weil die neuen Schließfächer am Bahnhof z.T. nicht funktionierten. So war unser Gepäck blockiert - und wir mussten ja diesen einen Sonderzug unbedingt erreichen! Es war ein Sonderzug aus den 70-er Jahren. Schließlich befreite ein Mitarbeiter der belgischen Bahnen pünktlich unser Gepäck und wir hatten den ersten Reisestress glücklich überstanden.

Nach einer Weile fanden wir uns alle wieder am Gleis zusammen; dort trafen wir weitere Schüler. Wir mussten noch eine ganze Weile Geduld aufbringen, bis der Zug einfuhr, den wir alle schon sehnsüchtig erwarteten. Ziel war Krakau in Polen; die Stadt ist nicht weit von Auschwitz entfernt. Wir nahmen dieselbe Route, die damals auch die Deportierten nahmen. Wir verteilten uns im Zug in zwei Gruppen, um in unsere Abteile zu gehen. Es gab sechs Betten pro Abteil. Die Abteile waren zwar sehr eng, doch sobald wir unsere Koffer verstaut hatten, gab es dort schon ein wenig mehr Platz. Als der Zug dann losfuhr, gingen wir durch die Wagen; bald schon kam man mit Schülern aus anderen Ländern zusammen. Wir erfuhren, dass Schüler aus fünfzehn Ländern an diesem Projekt teilnahmen! Insgesamt waren es tausend Schüler, daher auch der Name des Projekts. Eigentlich sollte die Reise 23 Stunden dauern. Wegen der Arbeiten am Schienennetzwerk mussten wir aber einen Umweg nehmen. Es vergingen so bis zu unserer Ankunft in Krakau in Polen fast dreißig Stunden! Jedoch hatten wir eine Menge Spaß im Zug, spielten Karten, lernten neue Menschen kennen, die uns Spiele aus ihren Ländern beibrachten, wir versuchten so gut es ging mit ihnen zu kommunizieren, und tauschten Facebook-Namen oder andere Kontaktadressen aus. Ein wenig Schlaf hatten wir dann doch. Wir versuchten uns in die Lage der damaligen Gefangenen zu versetzen, und blieben im Zug stehen, doch wir schafften es nur knappe dreißig Minuten. Schon nach der ersten Nacht fühlten wir uns dreckig, denn wir sind es gewohnt jeden Morgen zu duschen, uns die Zähne zu putzen usw. Da dies nicht möglich war, benutzten wir Deo und sonstige Produkte. Den restlichen Tag verbrachten wir in der Bar des Zuges mit unseren neuen Bekanntschaften.

Bei der Ankunft in Krakau erwarteten uns nummerierte Busse, in die wir einstiegen. Wir fuhren zu unserem Hotel, dem Holiday Inn. Erst gegen Mitternacht kamen wir erschöpft in unseren Zimmern an! Dort sollten wir kurz unsere Sachen abstellen, duschen, um uns anschließend alle zusammen im Esssaal zu treffen. Die Küche hatte sich bereit erklärt, uns trotz der späten Uhrzeit noch ein Abendessen zu servieren. Nach dem "Mitternachtsmahl" waren wir dann alle heilfroh, endlich schlafen zu können, da wir am nächsten Morgen früh raus mussten.

Am 07. Mai 2012 um 7.30 Uhr fuhren wir mit organisierten Bussen nach Auschwitz, um die Gedenkstätte zu besuchen. Zunächst ging es um das sogenannte Arbeitslager. Wir hatten eine sehr gute Führung in deutscher Sprache, die uns ein polnischer Reiseführer gab. Da es so viele Besucher gab, trugen wir alle Kopfhörer, die seine Stimme verstärkten. Diese Führung berührte uns alle sehr. Vor manchen Grausamkeiten ekelten wir uns und schauten nicht lange hin. (abgeschnittene Haare, verlorene Schuhe, Besteck, Reisetaschen mit Namen darauf usw.). Nach dem intensiven Rundgang gingen wir dann in einem nahe gelegenen Restaurant essen. Am Abend sind einige Schüler zu dem Konzert der Gruppe Kroke gefahren, andere kehrten ins Hotel zurück, um sich zu entspannen. Wir redeten noch mit Bekanntschaften, die mit uns auf einem Gang waren, und gingen anschließend zu Bett, da weitere Besichtigungen am nächsten Morgen auf dem Programm standen.

Am 08. Mai 2012 fuhren wir dann mit dem Bus nach Auschwitz-Birkenau, ins eigentliche Vernichtungslager (Auschwitz II). Wir stiegen an der " Judenrampe" aus, und gingen anschließend zu Fuß den Weg, den auch damals die Gefangenen gegangen waren, um dann im Lager anzukommen. Gegen Mittag fand eine Zeremonie statt. Jeder von uns bekam eine Rose, um sie auf das große Denkmal des Lagers zu legen. Unser Premierminister Elio Di Rupo hielt eine Rede in drei Sprachen. Danach berichtete ein Überlebender von Auschwitz über sein Schicksal an diesem Ort. Seine Rede ging uns unter die Haut. Nach der Führung in Birkenau erwartete uns unser Bus, der uns dann zu einem Restaurant fuhr. Im Nachmittag fuhren wir erneut los, um eine sehr beeindruckende Theatervorführung zu besuchen. Sie handelte vom harten Alltag im Arbeitslager. Nach dem Theaterbesuch fuhren wir alle müde in unsere Hotels. Als wir dann in unserem Hotel ankamen, hatten wir eine Stunde Zeit, um uns fertig zu machen, da uns eine organisierte Party in einer Diskothek in Krakau erwartete. Anfangs waren wir alle ein wenig beschämt, dass wir nun feierten. Doch im Nachhinein hatten wir zusammen eine Menge Spaß. Sogar unsere Begleitpersonen (Frau Benker, Herr Beaumart) haben mit uns getanzt. Zusammen rockten wir die Disko und entspannten uns; das tat uns nach so viel deprimierenden Erfahrungen richtig gut! An dem Abend ging es dann mit den Bussen wieder zurück in die Hotels, wo wir im Flur noch Gespräche zusammen führten.

Am 09.Mai 2012 fuhren wir am Vormittag in die Stadt Krakau. Dort machten wir eine Stadtbesichtigung mit Führung. Alles, was es in dieser Stadt zu sehen gab, war beeindruckend, selbst wenn wir noch von dem Abend zuvor müde waren. Während der Führung hatten wir zwei Stunden Freizeit, und nutzten diese um Fotos zu machen, ein wenig zu shoppen, unseren Freunden und Familien Erinnerungen zu kaufen. Um unseren Aufenthalt zu beenden, trafen wir uns mit einigen anderen Schülern aus Deutschland, um wieder in ein Restaurant essen zu gehen.

Während der Rückfahrt schliefen wir sehr viel, mehr als auf der Hinfahrt. Wir redeten noch mit den anderen Schülern, trafen uns in manchen Abteilen, um Spiele zu spielen und über unsere Schulalltage zu erzählen. Als wir dann in Eupen ankamen, waren wir froh, von unseren Familien und Freunden sehnsüchtig empfangen zu werden. Außerdem freuten wir uns alle auf unsere Duschen. Wir bedankten uns schließlich bei beiden Begleitpersonen und fuhren nach Hause. Diese Reise wird uns ewig in Erinnerung bleiben.

Lisa Lambert und Joana Didden, 4.TB

 

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