Wir wurden im Esssaal
des Roten Kreuzes durch einen freundlichen Mitarbeiter und neun Asylbewerber
herzlich willkommen geheißen. Unser Zeitplan sollte wie folgt
ablaufen:
10 Uhr 45: Rundgang
durch das Zentrum
12 Uhr 30: Mittagessen mit den Asylbewerbern (kostenfrei: Geschenk des
Roten Kreuzes)
13 Uhr 30: Erläuterung zu der Asylbewerberprozedur
14 Uhr 15: Auswertung und gemütlicher Austausch
Für den Rundgang
wurden wir in Gruppen aufgeteilt. Zwei Asylbewerber begleiteten uns
und beantworteten unsere Fragen. In unserer Gruppe waren es zwei junge,
afrikanische Frauen. Wir starteten in der Einganshalle, wo das Sekretariat
sich befindet. Dort werden sämtliche Schlüssel des Zentrums
aufbewahrt. An den Wänden hängen viele Pläne und vor
allem An- und Abwesenheitskarten der Bewohner, da das Personal immer
wissen muss, wer sich wo, wann aufhält.
Im Zentrum gibt
es kein Unterhaltspersonal. Alle Arbeiten obliegen den Asylbewerbern,
die diese "Mini-Jobs" dankbar gegen eine kleine Entlohnung
von 25€ monatlich ausüben. Während ihres 3-monatigen
bis in äußersten Fällen 2-jährigen Aufenthalts
im Zentrum bekommen die Asylbewerber materielle Unterstützung in
Form von Kleidern, Nahrung, Schlafgelegenheit und ärztlicher Versorgung.
Hinzu bekommt jeder Bewohner 6€60 pro Woche um alles andere zu
finanzieren (z.B.: öffentliche Verkehrsmittel, Auslandstelefonate,
wobei das Zentrum die ersten fünf kostenfrei anbietet).
Nach dem Rundgang,
wo wir den Männer-, Frauen- und Familienflügel, die gemeinsamen
Aufenthaltsräume, den Garten, den Sportraum, das Krankenpflegezimmer,
das Sozialbüro und die Arztpraxis gesehen haben, wurden wir zum
gemeinsamen Mittagessen eingeladen.
Hier erfuhren wir
einiges mehr über manch tragische Lebensgeschichte vereinzelter
Asylbewerber. Die Mitarbeiter des Sozialbüros bestätigten
diese Aussagen und schilderten ihre Arbeit als oftmals mühselig
und schwierig. Sie müssen zum Einen soviel Plätze wie möglich
für Neuankömmlinge frei legen, die ihnen das Ausländeramt
in Brüssel zuschickt; zum Anderen müssen sie aber auch darauf
achten, dass das Zentrum nicht überbelegt wird. Zudem besteht die
Haupttätigkeit des sozialen Dienstes darin, den Asylbewerbern bei
dem komplexen Papierkrieg zum Erwerb der rechtsmäßigen Aufenthaltsdokumente
praktische Hilfe anzubieten.
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