Schritte in der Nacht

Es ist Montagmorgen. Die Klasse 2.AA2 steht, wie immer, mitten auf dem Schulhof und erzählt sich, was sie am Wochenende gemacht haben.

Robin fragt die anderen "Habt ihr Samstagabend den Horrorfilm gesehen?". "Ja, ich habe mich so gegruselt", sagt Janina. "Das war doch gar nicht gruselig", meint Julie. Und so reden sie weiter bis es klingelt.

In die Klasse, fragt ihre beste Freundin Ariane: "Du hast den Film doch nicht wirklich geguckt, das darfst du doch gar nicht, oder?". "Nein, natürlich nicht, ich wollte nur auch einmal mitreden können.", erwiderte Julie. Ariane schüttelt den Kopf: "Das ist doch blöd, man muss doch nicht immer machen, was alle andern machen". "Du hast Recht", meint Julie, "weißt du was, wir schwören uns, dass wir nie Gruselfilme gucken und wenn, dann nur zusammen". "Abgemacht", versicherte Ariane.

So geht eine Schulwoche zu Ende und alle sind froh, dass wieder Wochenende ist.

"Endlich Samstag", sagt Ariane zu Julie. "Ja, und meine Eltern sind heute Abend nicht zuhause" grinst Julie.

Am Samstagabend gibt Julies Mutter ihr die letzten Anweisungen: "Du gehst spätestens um 11 Uhr ins Bett". "Ja, ja, mach ich", entgegnet Julie lustlos. "Das Essen steht in der Mikrowelle und…" redet ihre Mutter weiter, bis Julies Vater endlich sagt "Wir müssen los". "Gute Nacht Julie", rufen die Eltern zum Abschied und dann sind sie endlich weg.

Julie macht sich ihr Essen warm und isst gemütlich im Wohnzimmer, wobei sie die Fernsehzeitung studiert. Sie findet einen schönen Film, der um 20.15 Uhr beginnt. Und dann sieht sie, dass um 22.°° Uhr auch noch ein Gruselfilm kommt: "Schritte in der Nacht", heißt er. Nur leider dauert er bis 24°° Uhr. Soll sie es wagen? Sie denkt: "Diese Chance muss genutzt werden" und beschließt erst mal in Ruhe den Liebesfilm zu gucken und dann noch einmal zu überlegen, ob sie den Horrorfilm wirklich schauen soll.

Der Liebesfilm ist schön. Nach dem Film, ist Julie noch überhaupt nicht müde und beschließt sich auch noch den Gruselfilm anzusehen.

Dort, geht es um ein Monster, das Nachts durch die Räume schleicht und den Menschen den Schlaf raubt Während des Films hat Julie keine Angst, nur in den Werbepausen findet sie es ein bisschen unheimlich im Haus. Aber eigentlich hat sie kein Problem. Sie findet den Film gar nicht so gruselig, an manchen Stellen ist er sogar ganz lustig.

Als er zu Ende ist geht sie schlafen. Natürlich putzt sie sich vorher noch die Zähne usw. Wie jeden Abend liest sie noch ein paar Seiten, dann will sie schlafen und löscht das Licht. Es ist ganz ruhig im Haus, doch dann hört sie immerwieder Geräusche und meint etwas durch ihr Zimmer gehen zu sehen. Es lässt ihr keine Ruhe. Sie macht das Licht an und steht auf. Erst guckt sie unter ihr Bett - nichts, dann in den Kleiderschrank, wieder nichts. "Ich hab wohl Halluzinationen", denkt Julie, zur Sicherheit nimmt sie trotzdem ihren Baseballschläger mit und legt sich wieder hin. Diesmal gelingt es ihr einzuschlafen, doch sie träumt ziemlich schlecht und wacht immer wieder auf.

Inzwischen ist es 2 Uhr morgens und die Eltern sind immer noch nicht zurück. Julie ist schweißgebadet und hofft, dass die Eltern bald zurückkommen. Sie hat Angst, denn sie hört fortwährend Geräusche. Es dauert etwas, bis sie wieder einschläft. Aber wieder wird sie von Geräuschen geweckt. Diesmal kommen sie aber nicht aus ihrem Zimmer, sondern eher aus dem Wohnzimmer, außerdem sind sie viel lauter. Zuerst traut sie sich nicht gucken zu gehen, doch sie denkt, sie muss wohl besser mal nachschauen. Also schleicht sie leise aus ihrem Zimmer und guckt das Treppengeländer herunter.

Unten im Wohnzimmer brennt Licht. Sie geht leise, aber schnell zurück in ihr Zimmer. Sie hat Angst wie schon lange nicht mehr. Von unten kommen immer lautere Geräusche. Julie verkriecht sich unter ihre Bettdecke. Jede Minute kommt ihr vor wie eine Stunde. Plötzlich hört sie Schritte, genauso wie im Film. Sie kommen immer näher. Zuerst sind sie noch weiter weg. Dann kommen sie die Treppe rauf, und nähern sich immer mehr an ihr Zimmer. Je näher sie kommen, umso tiefer verkriecht Julie sich unter ihre Bettdecke. Die Schritte können nur noch ganz kurz von ihrem Zimmer entfernt sein. Jeden Moment muss wohl ihre Tür aufgemacht werden.

Sie merkt, dass ihre Türklinke ganz langsam runtergedrückt wird. Ängstlich richtet sie sich auf. Die Tür wird geöffnet. Sie sieht eine Gestalt. Julie nimmt ihren Baseballschläger in die Hand und schreit: "Du Monster, lass mich in Ruhe, ich habe keine Angst vor dir!"

In dem Augenblick geht das Licht an, und wer steht da? Ihre Mutter und guckt sie ganz verwundert an. Die Mutter fragt besorgt, was denn los sei. Zuerst zögert Julie ein bisschen, aber ihr bleibt wohl nichts andres übrig, als ihrer Mutter die Wahrheit zu sagen.

Mit einem schlechten Gewissen, erzählt sie ihr was vorgefallen ist. Nun erwartet Julie einen Riesenärger, aber es geschieht nichts. Ihre Mutter sagt nur: "Ja, ich wusste, dass du dir irgendwann mal einen Horrorfilm anschaust, aber jetzt gehst du schlafen, es ist schon spät. Gute Nacht!" Und die restliche Nacht, jedenfalls was davon übrig blieb, schläft Julie tief und fest.

Am Montagmorgen steht die Klasse wieder da und bespricht was sie so gemacht haben. Robin erzählt wieder von dem Gruselfilm. Die anderen hören zu, doch auf einmal fällt Julie auf, dass der Film ganz anders war und sie sagt: "Der Film war doch ganz anders als du hier erzählst!" Robin wird ganz rot. Er gibt zu, dass auch er noch keine Gruselfilme gucken darf. Sein großer Bruder erzählt ihm immer nur davon. Viele andere werden rot. Nun wird Julie etwas klar. "Ihr habt wohl alle noch nie einen Horrorfilm gesehen?", fragt sie. "Nee", antworten die meisten, nur Ariane nicht!

Julie guckt sie an und fragt sie, wieso sie nichts sagt. Ariane gibt zu, den Film am Samstag auch gesehen zu haben. Ariane und Julie schauen sich fragend an. Dann lächelten sie sich gegenseitig an und gehen Hand in Hand zurück zu ihrer Klassen.

ENDE

SCHNITZLER Julie