Die unheimliche Villa

Hallo! Ich heiße Emilia und wohne mit meiner Familie in einer Hochhaussiedlung. Wenn ich in meinem Zimmer aus dem Fenster schaue, sehe ich auf der anderen Straßenseite eine alte verlassene Villa. Der Besitzer dieses Hauses ist schon vor langem gestorben. Ich muss euch unbedingt erzählen, was vor Kurzem so Merkwürdiges in der Villa geschehen ist. Hört gut zu!

Ich spielte an diesem Abend mit meiner Schwester Leonie Monopoly. Ich gewann, denn meine Schwester war nicht besonders gut in diesem Spiel. Als ich flüchtig einen Blick durch das Fenster warf, sah ich in der alten Villa ein Licht flackern. Das fand ich komisch, denn in diesem Haus lebte ja eigentlich keiner mehr. Leonie und ich zogen uns die Schuhe an und liefen zu der Villa. Das Licht ging immer wieder an und aus. Meine Schwester und mir gruselte es ein wenig. Wir schlichen uns immer näher an das Haus ran. Ganz vorsichtig, damit uns bloß keiner sah. Als wir am Fenster des Hauses angelangt waren und sahen, dass das Fenster offen war, hörten wir Schritte. Doch wir sahen keinen Menschen und auch kein Tier. Wir sahen gar nichts. Plötzlich hörten wir eine Frauenstimme. Sie weinte. Die Stimme weinte zwar nicht sehr laut, aber laut genug, dass man sie deutlich hörte. Meine kleine Schwester und ich liefen zurück in unser Zimmer. Wir saßen beide vor dem Fenster und zitterten wie verrückt. Das Licht in der Villa war immer noch an. Wir hatten große Angst. Als Leonie und ich die Angst nicht mehr aushielten, schlossen wir die Vorhänge und legten uns zusammen in mein Bett. Ich hielt meine Schwester fest im Arm. Und so schliefen wir ein.

Am nächsten Morgen war alles wieder in Ordnung. Leonie und ich hatten uns von dem Schreck erholt, und das Licht in der alten Villa war auch wieder aus. Nach dem Frühstück packten Leonie und ich unsere Schultaschen und machten uns auf dem Weg zur Schule. Natürlich kamen wir an dem alten verlassenen Haus vorbei. Wir lauschten, doch es waren keine Schritte mehr zu hören. Wie es schien, hatte das Spuken aufgehört.

Als meine Schwester und ich auf dem Schulhof ankamen, liefen mir meine Freunde entgegen. Sie waren zu fünft und hießen: Tim, Sarah, Mirko, Thomas und Caroline. Ich erzählte ihnen, was am vorigen Abend vorgefallen war. Sie waren erstaunt, doch sie wollten es nicht glauben. Also bestand ich darauf, dass alle fünf an diesem Abend zu mir kamen, damit ich es ihnen beweisen konnte.

So kamen sie alle am nächsten Tag zu mir. Da saßen wir nun schon eine Stunde vor dem Fenster, doch nichts geschah. Später gingen meine Freunde wieder. Doch sobald sie weg waren, ging das Licht in der alten Villa wieder an. Ich lief, wie am Abend davor, wieder nach draußen und stellte mich vor das Fenster des alten Hauses. Es war noch immer auf. Da hörte ich wieder Schritte. Langsam kamen sie immer näher. Doch bevor mich jemand sah, war ich auch schon wieder in meinem Zimmer.

Ich machte das Fenster meines Zimmers auf. Fünf Minuten später hörte ich die Frau wie am Vortag weinen. Es war unheimlich. Diesmal weinte sie noch lauter. Trotzdem hatte ich nicht mehr so viel Angst. Spät in der Nacht machte ich das Fenster wieder zu, denn mir fielen die Augen vor Müdigkeit schon zu.

Am nächsten Tag in der Schule, traf ich meine Freunde, die sich das alte verlassene Haus noch mal von Nahen ansehen wollten. Ich erzählte ihnen, dass in der Villa, kurz nachdem sie am Abend zuvor gegangen waren, das Licht wieder angegangen war und ich wieder Schritte und die Frau weinen hörte. Tim, Sarah, Mirko und Thomas gingen weiter. Sie wollten mir die Geschichte immer noch nicht glauben. Aber Caroline, übermittelte mir den Eindruck, mir glauben zu wollen. Ich hatte schon am Tag als sie bei uns waren gemerkt, dass sie ein bisschen Angst bekommen hatte. Doch sie gab es nicht zu.

Um mir Klarheit über diese Frau zu verschaffen, hatte ich mir fest vorgenommen die nächste Nacht mit meiner Schwester Leonie in der Villa zu verbringen. Wir packten direkt nach der Schule unsere Sachen, die wir für die Übernachtung brauchten: einen Schlafsack, eine Taschenlampe, einen Pyjama, unser Kissen und ein Kuscheltier. Bevor wir gingen hatten wir noch eine Packung Plätzchen und eine Flasche Wasser eingepackt.

Wir kletterten durch ein offenes Fenster in der Villa und machten es und auf dem Boden gemütlich. So warteten wir drei Stunden lang, bis sich endlich etwas rührte.

Wir hörten Schritte, die immer näher kamen. Plötzlich stand eine alte Frau vor uns. Uns blieb vor Schreck die Luft weg. Die alte Frau kam auf uns zu, und wir erkannten sie! Sie war die nette Ehefrau des verstorbenen Besitzers. Sie fragte uns, was wir hier machten. Ich erklärte es ihr und sie entschuldigte sich bei uns, dass die Trauer an ihren verstorbenen Mann uns so einen Schrecken eingejagt hatte.

Leonie saß stumm neben mir und war froh, dass diese ganze Aufregung endlich vorbei war. Alles war wieder gut. Meine Schwester und ich gingen nach Hause und schliefen in unseren kuschlig warmen Betten.

Meinen Freunden erzählte ich nichts mehr. Sie würden mir ja trotzdem nicht glauben. Ja, seitdem kommt die alte Frau jeden Mittwochnachmittag zu uns, trinkt mit uns Tee und erzählt uns dabei schöne Geschichten aus ihrer Kindheit. Sie kann wunderbare Geschichten erzählen, denn sie war früher mal Kinderbuchautorin.

Durch diese alte Frau, weiß ich welchen Beruf ich später ausüben möchte. Mein Traum ist es Kinderbuchautorin zu werden. Ich würde alles dafür tun einmal ein Buch schreiben zu können.

LOSLEVER A.